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Inventar

WIEVIEL BAUHAUS STECKT IM BAUHAUS?

Dass Hannes Meyer an der Planung des Baus der Bundesschule des ADGB nicht nur seinen vormaligen Büropartner, den Schweizer Architekten Hans Wittwer, sondern gleich die ganze Bauabteilung des Bauhauses Tage und Nächte lang einspannte, ist kein Geheimnis. Doch wieviel Bauhausdesign steckt eigentlich im Bauwerk? Dieser Frage geht die Bauhausforscherin Dr. Anja Guttenberger in ihren Kurzbeiträgen unter dem Motto „vom Bau zum Bett“ nach.

300 Meter „Silberstoff“ für die Aula
Anni Albers' Diplomarbeit am Bauhaus

Um dem unerwünschten Schalleffekt in der Aula der Bundesschule in Bernau entgegenzuwirken und das Licht im gesamten Raum optimal zu verteilen, brauchte es ein Material, das beide Anforderungen erfüllen konnte. Da es 1929 ein solches Material noch nicht gab, beauftragte das Bauhaus kurzerhand eine seiner besten Weberinnen damit, in ihrer Diplomarbeit einen entsprechenden Stoff für die Aula der Bundesschule zu entwickeln. Anni Albers entwarf einen schallisolierenden und lichtreflektierenden „Silberstoff“ – einem metallisch glänzendem Gewebe aus Zellophan, Chenille und Baumwolle. Zur Auskleidung der Aula bestellte der ADGB beim Bauhaus 300 Meter des Stoffes für zehn Reichsmark pro laufendem Meter.

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GENIAL FUNKTIONAL
VARIANTEN EINES SCHREIBTISCHES

Mit ihrer Vorbildung zur Tischlerin am Bauhaus verstand es Wera Meyer-Waldeck sich von den Bedürfnissen der späteren Benutzer über das Material hin zum ästhetisch-funktionalen Endprodukt heranzutasten. Die Linien der Formen mussten klar sein, das Material nicht zu teuer, aber beständig und haptisch angenehm, ein bequemes Nutzkomfort wurde als unbedingte Notwendigkeit angesehen. Im Schreibtisch für die Internatszimmer der Bundesschule verwirklichen sich diese Anforderungen quasi formvollendet. Er entstand in mehreren Varianten, die in der Bundesschule an unterschiedlichen Orten zu Einsatz kamen.

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FLEXIBILITÄT UND MOBILITÄT
JOSEF ALBERS’ ARMLEHNSTUHL TI 244

„Gebogenes Holz“, „federnde Rückenlehne“ und „Federpolster“ sind die Schlagworte, die den Armlehnstuhl mit der Nummer 244 der Bauhaus-Tischlerei (kurz ti) von Josef Albers auf seiner Reise durch die zahlreichen Ausstellungsorte der Bauhaus-Wanderausstellung begleiteten. Dem Armlehnstuhl ti 244 von Josef Albers wurde eine besondere Bedeutung beigemessen. Der aus vier gebogenen Schichtholzstreifen und durch zwei Stahlstreben verbundene Stuhl lieferte das überzeugendste Ergebnis als Produkt des neuen Bauhaus-Möbeldesigns unter Hannes Meyer. In einer Sitzgruppe im Foyer der ADGB-Bundesschule stand der ti 244 zum ersten und einzigen Mal in einem öffentlichen Gebäude.

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PRIMISSIMA
EIN PRIMA BAUHAUS-BETT

Die Internatszimmer an der Bundesschule waren spartanisch eingerichtet: ein Doppelschrank, zwei Schreibtische mit jeweils einem Thonet-Stuhl, zwei Hängekonsolen als Nachttische, zwei Waschbecken mit einem Rasierspiegel, zwei Thonet-Hocker zur Ablage von Kleidung neben den Betten, eine Garderobe am Eingang, zwei Bettvorleger aus Naturfasern und zwei Bettüberwürfe und natürlich zwei Betten für die temporären Bewohner – das Bauhaus-Modell "Primissima" sn 8311.

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